Schweres Los der Igelpflegestellen und Stationsbetreiber*innen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Mitglieder im Igelhilfe-Forum, liebe Besucher*innen hier,


    einige Mitglieder aus diesem Forum schrieben davon, in nahegelegenen Igelschutzvereinen eingetreten zu sein. So ein Schritt ist sehr zu begrüßen, denn wenn es viele Jahrzehnte zuvor keine Igelschutzvereine mit deren engagierten Mitgliedern gegeben hätte, wären wir heutzutage längst nicht so mit wichtigen Erkenntnissen über Igel, deren Krankheiten und Problemen bestückt. Ich komme noch aus der Generation, als die Igelpflege gerade laufen gelernt hat. Bis dahin war meistens der Försterfrau damit betraut, mal einen Igel zu überwintern oder gesundzupflegen.


    Alle Igelschutzvereine haben eine Satzung, unter diesen Vereinen gibt es solche, die sich komplett der Igelpflege verschrieben haben und es gibt solche, in denen man Mitglied sein und entscheiden kann, ob man aktiv oder passiv den Verein unterstützen möchte. Solche Igelschutzvereine leben selbstverständlich von Spenden, sie sind überwiegend auch als gemeinnützig tätige Institutionen anerkannt und leben vom ehrenamtlichen Engagement - dabei geht es um alle möglichen Aufgaben, die auch mit einer kleinen Firma vergleichbar sind. Es braucht eine Chefetage mit Finanzier, es braucht Menschen, die Informationsstände betreuen und sich um den Wissenstransfer bemühen, es braucht eine gute Website und viele Erfahrene, die Igelfinder beraten oder selbst Igel aufnehmen können.


    Auch ich habe so angefangen, aber irgendwann vergessen, den Stöpsel vom Telefon herauszuziehen, das musste ich erst lernen (da war ich schon am Rand des Nervenzusammenbruchs). Heute ist man technischbedingt schon viel weiter, man kann einen Anrufbeantworter besprechen, die optimalsten Anrufzeiten ansagen oder einen Annahmestopp aufsprechen mit der Bitte um Verständnis, wenn die Stationskapazitäten ausgeschöpft sind und man auch Zeit für die Versorgung der Tiere braucht. Man muss hart gegen sich selbst sein, sonst geht man im wahrsten Sinne des Wortes "vor die Hunde"! Machen wir uns nichts vor, wir können nicht alle Igel retten. Aber die, die wir retten könnten, müssen auch vernünftig versorgt werden und wir dürfen uns selbst dabei nicht vergessen. Ist die Gesundheit erst einmal angeschlagen, ist der Weg bis zur Schließung der Station nicht mehr weit.


    Erst kürzlich schickte meine Vorgängerin Karin Oehl einen Auszug aus einer Mail, die sie bekam:


    Wenn um 22 Uhr noch das Telefon geht, dann muss ich mir zukünftig was einfallen lassen.

    Mein Mann hat Frühschicht, Tochter schlief schon, ich lag auch schon im Bett.


    Was denken sich die Leute???

    Ob Igel eine rote Nase haben? Nein, das ist Blut! Und die Blasen am Körper? Das sind nur Zecken. Und die weißen Stellen? ...ohne Worte... Ich versuchte mich zu fassen und sachlich zu bleiben und zu erklären, dass das der kleine Igel offensichtlich schwer verletzt ist, Schmerzen hat und sofort(!) medizinische Hilfe benötigt.
    Und dann kam die Frage, wer das bezahlt, wenn der Igel zum Tierarzt oder in die Klinik gefahren werden soll...

    Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer aushalte...

    Jetzt versuche ich zu schlafen...

    S.


    • Diese Leute nehmen an, dass der Igelschutz bezahlt wird (von wem auch immer),
    • man geht davon aus, dass sich der Staat um die Pflege von Wildtieren kümmert und vor allem,
    • dass er diese nerven- und zeitaufreibende Arbeit finanziert.


    Viele Igelstationen und -pflegestellen kennen sich untereinander, sie tauschen Erfahrungen aus oder sie sind in einem Igelschutzverein organisiert, was auch den Vorteil hat, dass man Neuigkeiten schneller erfährt oder zu Seminaren, Workshops oder Weiterbildungen Zugang hat. Viele Leitungen solcher Pflegestellen, aber auch Vereinsvorsitzende haben nach X vergeblichen Versuchen, die Politik zur Übernahme dieser Verantwortung zu bewegen, immer wieder überlegt, wie diesem Problem beizukommen ist. Das ging soweit, dass wir einen Aufstand/einen Streik in die engere Wahl der Möglichkeiten nahmen. Immer wieder haben wir so etwas verworfen, wir hatten schließlich anderes zu tun und konnten schlecht damit leben, die Tiere nicht zu versorgen und ab sofort keine Tiere mehr anzunehmen. Z.B. hätte man jeden Pflegeigel in einen Schlafkarton packen können und die 100-500 Kartons vor das zuständige Ministerium stellen können inkl. Einladung der Presse und sonstigen Medien......man stelle sich das mal vor!


    So ein Schritt kostet Opfer - das ist Fakt. Andererseits ist es auch nicht fair, dass unser ehrenamtliches Pflegeengagement ausgenutzt und nicht finanziell unterstützt und gewertschätzt wird. Leider sind wir heutzutage nicht einen Schritt weiter, was die Übernahme der eigentlich staatlichen Aufgabe angeht. Es gibt immer wieder ehrenamtliche Pflegestellen, die mehr oder weniger lange mitmachen und irgendwann aufhören, das Bauchgefühl sagt, es werden immer mehr Pflegestellen, aber letztendlich werden es immer weniger, aber andererseits auch mehr Patienten, zusätzlich belastet das Problem mit der Beschaffung von medizinischen Präparaten und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer iterärztlichen Praxis. Es ist das Zuviel, das Maß, dass das Fass (unser Los) zum Überlaufen bringt.


    Ob es irgendwann eine Lösung gibt?!


    Ideen sind gefragt - gerne "sauge ich alles auf". :kallesmiley:


    In diesem Sinne, stachelige, aber freundliche Grüße


    Heike Philipps


    http://www.pro-igel.de











  • pigsi007

    Hat den Titel des Themas von „Das schwere Los für Igelpflegestellen und Stationsbetreiber*innen“ zu „Schweres Los der Igelpflegestellen und Stationsbetreiber*innen“ geändert.

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