Gärten des Grauens - Gänsehaut Vorgartenbeispiel - Gespenstische Vorgartenform - Abscheuliche Vorgartenstruktur

    • Offizieller Beitrag

    Gärten des Grauens – Gänsehaut-Vorgartenbeispiel – Gespenstische Vorgartenform – Abscheuliche Vorgartenstruktur - (Text: Heikle Philipps)


    Für die Steine des Anstoßes – grau statt grün – haben meistens Grundstücksbesitzer ein Motiv: Gesundheits- oder Altersgründe oder die fehlende Zeit; der Vorgarten muss pflegefrei sein! Die erwünschte Annehmlichkeit bestätigt spätestens im 2. Jahr die Fehleinschätzung, denn auch die Natur hat ihre List: Laub und Samen fliegen auch auf Vorgärten mit grauem Design, Laubsauger oder -bläser führen nicht zum Ergebnis „clean“ und Bunsenbrenner werden die Steine schwärzen. Wenn die im angesammelten Humus aufgegangenen Sprösslinge stören, folgt dem Ziehen der dünnen grünen Halme oft der Effekt, dass deren Wurzeln unter der Vliesschicht verbleiben. Das wiederum kann womöglich zum Hantieren mit Gift führen nach der Devise: Einmal eine ordentliche Mischung – das hilft! Wenn das ein Nachbar sieht, der zufällig ein Öko-Freak ist, wird spätestens jetzt dieser auf die Palme gehen, eine Anzeige könnte folgen. Anschließend kommt der Löwenzahn doch durch (ausgedrückt in bar kann der Druck nämlich so hoch werden, dass er eine Asphaltdecke durchbricht) und der nächste Schritt wäre vielleicht ein Totalherbizid. „Reine“ Schottergärten sind nicht nur teuer, sie haben durch die Brille von Insekten gesehen keinen Wert! Der Schotter selbst kommt meistens nicht aus der Region, sondern wahrscheinlich aus China oder Indien. Schottergärten sind verhängnisvoll für die Artenvielfalt, bieten weder Unterschlupf noch Nahrung und sind für das Kleinklima extrem negativ, weil sie sich stark aufheizen. Es gibt weder Verdunstung noch Versickerung, dafür einen auf Dauer langweiligen Anblick, der sich nie ändert - es sei denn, es schneit. Schotter ist im Übrigen nicht vergleichbar mit dem Einsatz von feinem Kies in der hohen Kunst des englischen Gartenbaus. Hier ist Kies nur ein Gestaltungsmerkmal unter Pflanzen, die Gärten selbst sind quittegrün statt grau!


    Der Anfang Mai 2019 in Paris vorgestellte Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) zeigt: Die Natur auf unserem Planeten befindet sich in einem verheerenden Zustand, die meisten Lebensräume für Tiere und Pflanzen auf der Erde sind nicht mehr intakt. Für den Bericht haben 150 Experten aus 50 Ländern drei Jahre lang Tausende Studien ausgewertet: Die Ergebnisse sind dramatisch. Im Tierreich geht es den Amphibien (Kröten, Frösche, Molche) am schlechtesten, 40 % der Unterart der Wirbeltiere drohen zu verschwinden. Mehr als 500 000 Arten bezeichneten die Autoren als „dead species walking“. Schuld an all diesen negativen Entwicklungen ist der Mensch, vor allem deshalb, weil er immer mehr Fläche für sich beansprucht, die anderen Lebewesen dann fehlt. Vergleichen wir vorhandene Daten des Statistischen Bundesamts Wiesbaden der Lebensräume heimischer Wildtiere in Deutschland auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in den 1950er Jahren zur Fläche aus dem Jahr 2016, stellen wir fest, dass die gesamte Fläche als Lebensraum praktisch nicht mehr zur Verfügung steht. Das letzte Refugium für heimische Wildtiere (dazu zählt auch der Igel) bilden private Gärten, Kleingärten, Parks, Restflächen. Die Zeit läuft uns davon, sagt auch Günter Mitlacher der bei WWF die Abteilung internationale Biodiversitätspolitik leitet. In einem dicht besiedelten Industrieland wie Deutschland haben es seltene Arten immer schwerer. Täglich rücken ihnen Planierraupen und Betonmischer näher, allein zwischen 1992 und 2016 schluckten Gebäude- und Verkehrsflächen fast 9.000 qkm. Täglich werden 62 Hektar Land versiegelt, es gibt immer mehr Felder und Straßen statt Wälder und Wiesen. Die Staatsführung muss hier entgegensteuern und Kommunen sollten dem Grauen in den Vorgärten rechtzeitig Einhalt gebieten – die Stadt Heilbronn tut es bereits.

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