Emil, 856 g

  • Liebe Heike,

    liebes Forum!


    In der Nacht zu Freitag habe ich Emil aufgenommen, einen meiner Gartenigel. Er ist als Neuling hier aufgetaucht und mir auf den Aufnahmen der Wildkamera schon Anfang der Woche aufgefallen durch Hochbeinigkeit, Hungerknick im Nacken und weil er als einziger Besucher nicht durch die Klapptürchen ins Futterhaus gehen mag. Er stand stattdessen vor der Plexiglasscheibe und schnupperte sehnsüchtig Richtung Rührei-Häppchen.


    Donnerstag nacht wurde er dann von einem anderen Männchen heftig attackiert, das auf seinem Rundgang war, und blieb erschöpft liegen. Da habe ich ihn aufgenommen, um ihn mir erst einmal anzusehen.


    Emil ist ca. 3-4 Jahre alt. 28 cm lang, große Ohren und Füße. Bei der Aufnahme nachts wog er 908 g. Er hatte 3 Flöhe und tatsächlich 0 Zecken. Sein Stachelkleid sieht irgendwie struppig und löcherig aus. Am Ringmuskel entlang wachsen winzige Stacheln und Fell nach, als hätte er eine Hauterkrankung gehabt. Er verliert einige Stacheln, die Haut ist aber unauffällig, keine Borken oder Krusten. Vereinzelte Stacheln auf dem Rücken sehen aus, als wäre sie mit einer Schere gekappt worden. Aber nur vereinzelt, also nicht wie durch eine Motorsense o. Ä. Ein Teil der Rückenstacheln ist rötlich verschmiert wie von Blut oder Flohkot, aber er ist unverletzt und hatte, wie gesagt, wirklich nur 3 Flöhe, dafür wäre das eine ziemlich große Flohkotmenge.


    Er hustet oder knarzt nicht, wirkt aber im Ganzen geschwächt. Seine Bewegungen, Gangbild sind unauffällig. In der Fundnacht war er nach der ersten Betrachtung, die er ohne große Gegenwehr hinnahm, in seinem Handtuch tief eingeschlafen, so daß ich beschloß, ihn erst einmal da zu behalten.


    Er frisst gut, der Kot ist ein bißchen weich, aber sonst unauffällig. Gefunden habe ich Cap ++ Cren - und einige Eier, die ich im Vergleich zu Cap für Darmsaugwurmeier halte.


    Er war in der letzten Nacht nicht sehr aktiv. Aus dem Schlafhäuschen hörte ich heute leise Jammergeräusche. Und Emil fühlt sich sogar durch dickere Handschuhe sehr warm an. Auffallend warm, ich halte das für Fieber oder zumindest erhöhte Temperatur.


    Ich bin also angesichts meines neuen kleinen Patienten etwas ratlos bezüglich seiner Herkunft, was er erlebt hat und wie er so drauf ist. Sehr seltsam. Ich hatte überlegt, ob ihn jemand zur "Pflege" hatte, wüßte aber nicht, daß hier im Viertel jemand außer mir Igel pflegt oder ansiedelt. Nun ja.


    Gestern mittag hat er Capstar bekommen, falls doch mehr Flöhe oder ganz kleine Zecken vorhanden sind, und es sind auch 3 Minizecken abgefallen. Und 2 weitere Flöhe. Also auffallend wenig im Vergleich zu anderen Igeln, die ich versorgt habe.


    Heute abend soll er eine halbe Droncit bekommen. Und möglicherweise hat er nicht nur Darmsaugwurmeier, sondern auch schon den adulten Wurm. Könnte der seine Schlappheit und sein leises Jammern erklären? Bauchweh?


    Ab morgen wird dann die 7-Tage-Kur mit Flubenol beginnen. Nach der Verstoffwechselung und ohne weiteren Befund könnte Emil dann in 14 Tagen wieder zurück auf Start. Also in unseren Garten.


    Was meinst Du zu dem Plan, liebe Heike?


    Herzliche Grüße an euch alle und schöne Pfingsttage!

    Uta 🦔🌞


    I

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uta,


    wenn ein Igel einen oder mehrere Saugwürmer hat, ist das schmerzhaft, weil sich diese an der Darmschleimhaut festsaugen. Allerdings sind diese Igel eher hyperaktiv einige Tage lang, um dann schlagartig in eine Apathie zu verfallen - wenn da nicht rechtzeitig Praziquantel verabreicht wird, kommt kurz nach der Apathie schon das Ende. Solche Igel haben eher Untertemperatur, keine erhöhte Temperatur. Insofern passt das "Saugwurmsymptom" zu Emils derzeitiger Schwäche nicht so richtig.


    Trotzdem ist der Plan gut, erst Droncit und danach mit Flubenol weitermachen.


    Ein 3-4 jähriger Igel - das ist schon was! <3 Möge er sich noch einmal so erholen, dass er noch ein Jahr dranhängen kann. :kallesmiley:


    Liebe Grüße


    Heike

  • Liebe Heike

    und liebes Forum!


    Hier nun Neuigkeiten über Emil.


    Samstag hatte er seine halbe Droncit erhalten. Sonntag, 28.05., begann die Entwurmung mit Flubenol. Eine zweite Kotuntersuchung durch mich mit gesammelten Werken haben einen äußerst heftigen Befall mit Capillaria ergeben. Crenosoma Fehlanzeige.


    Emil hat auch schön gefuttert, auch brav das Flubenol und wirklich grauslichen Kot in großen Mengen abgesetzt. Das Problem: letzte und vorletzte Nacht hat er nun sein Futter inkl. Flubenol stehen lassen. In beiden Nächten war er auch kaum draußen, höchsten zum Trinken. Kot war kaum vorhanden, nur ein kleiner Klecks Grünschiss. Er hat abgenommen von 908 g bei Aufnahme auf 788 g heute morgen. Das liegt natürlich auch am Flubenol.


    Er hat also nun das Flubenol nur in drei Nächten genommen. Sonntag bis Dienstag. Und nun? Ich will ihm heute mal anderes Futter anbieten ohne Flubenol, um zu sehen, ob der Appetit wieder kommt. Was meinst Du dazu, Heike? Wie gehe ich nun am besten weiter vor mit dem Männelein? Das hatte ich auch noch nicht bisher. Hungerstreik in der Entwurmung. Man lernt doch nicht aus.....


    Liebe Grüße,


    Uta

    Einmal editiert, zuletzt von Uta ()

  • Ja, das habe ich ihm auch gesagt... Auf Extrateller mit Nassfutter hatte ich schon versucht.


    Panacur habe ich hier, das kann ich ausprobieren.


    Danke Dir!


    Liebe Grüße,

    Uta

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uta,


    die Flubenol Kur nur dann abbrechen, wenn ohnehin schon länger als 24 Stunden kein Flubenol verabreicht wurde, ansonsten mit Flubenol weitermachen.


    Es ist ja ganz typisch für Igel, die so mit Cappis vollsitzen, dass sie keinen Appetit haben, solche Igel rühren ja auch kein Futter ohne Flubenol an - da vielleicht mal ohne Fleisch (Katzenfutter) probieren...


    Liebe Grüße


    Heike

  • Er hat zwei Nächte kein Futter mit Flubenol angerührt. Er ist aber wach und kramt im Häuschen herum. Jetzt biete ich mal gedünsteten Fisch und ein kleines bisschen Mozzarella an. Ohne böse Beimengungen.


    Ich würde dann anstatt mit Flubenol mit Panacur weitermachen. Ist das ok?


    Es winken

    Uta und Emil 🦔

  • LIebe Heike,

    liebes Forum!

    Emil hat auch letzte Nacht sein Futter, das nun ohne jeden entwurmenden Zusatz war, nicht angerührt. Er hat auch nicht getrunken. Ich fürchte, daß mehr dahintersteckt, als eine bloße Abneigung gegen das Flubenol. :( Denn schließlich hat er es drei Abende lang ohne Zögern verzehrt.


    Emil ist nachts nicht draußen, Urin und minimal Kot hat er im Schlafhäuschen abgesetzt. Trotzdem ist er unruhig, auch tags rumort er. Er hat natürlich weiter abgenommen. Ich konnte eine winzige Kotprobe sichern. Sehr dunkelbraun-grünlich und kleberig, gummiartig. Ich habe davon dreimal einen Ausstrich angesehen und nichts gefunden außer wimmelnden Bakterien. Noch nicht mal Capillaria, die ja nun massig vorhanden waren. Erwartet hatte ich Kokzidien.


    Ich tippe auf eine bakterielle Geschichte des Darms. Weil Wochenende ist und etwas geschehen muss, tendiere ich nun dazu, ihm CotrimK zu geben. Außerdem habe ich versucht, ihm Reconvales und Jecuplex zu füttern, was sich als äußerst schwierig erweist, da er die Zähnchen aufeinanderpresst und kaum abschluckt.


    Er sah ja auf den Filmen der Wildkamera schon abgemagert und kränklich aus. Auch als ich ihn auf der Terrasse einsammelte in der Nacht, wirkte er schlapp und schlief gleich fest ein, ohne sich sein "Krankenzimmer" genauer anzusehen.


    Was rätst Du mir, Heike?


    Liebe Grüße und allen eine schönes Wochenende!


    Uta

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uta,


    das hört sich tatsächlich nicht gut an. Wenn es Bakterien sind, wäre natürlich ein antibiotisches Präparat zum Injizieren am einfachsten, wenn Emil schon das Futter nicht abschlucken mag. Nun ist heute Samstag...hm. Hast Du noch etwas anderes als Cotrim K im Haus?


    Es ist auch anzunehmen, dass Cotrim K zu schwach sein wird. Aber nichts zu unternehmen, ist auch nicht gut. Bis Montag solltest Du nicht warten und dann besser mit Cotrim K anfangen.


    Liebe Grüße


    Heike

  • Liebe Heike,

    Probleme treten ja immer am Wochende auf. Ob Tier oder Mensch. 🙄 Ich habe noch einen Rest Synulox.

    Was hälst Du davon?

    Liebe Grüße!

    Uta

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Uta,


    reicht das für mindestens 3-4 Injektionen bei Emil und kannst Du sicher sein, dass Du Nachschub bekommst? Wenn ja, ist das besser, als den armen Emil noch mit Cotrim K zu traktieren, wenn er schon so elend dran ist.


    Und: Synulox ist ja das Antibiotikum, auf das die meisten Igel sensibel reagieren. Es ist die bessere Wahl.


    Liebe Grüße


    Heike

  • Liebe Heike,

    es würde für drei Injektionen reichen. Montag würde ich aber eh bei der TÄ um einen Termin bitten. Dann müsste sie aber noch Synulox verordnen.


    Liebe Grüße!

    Uta

  • Liebe Heike,

    liebes Forum,

    Emil ist in dieser Nacht gestorben. Das Synulox hat nichts mehr bewirkt. Auf einen Termin bei der Tierärztin hatte er wohl keine Lust.


    Das ging nun rasant bergab. Da muss ein sehr effektives Bakterium am Werk gewesen sein, oder was auch immer.


    Wie es aussieht, war er ruhig hinüber gedämmert, weich gebettet. Sein kleiner Körper ist aber jetzt inzwischen stark aufgegast. Ich werde ihn schnell begraben.


    Auf Wiedersehen, kleiner Emil.


    Traurige Grüße,

    Uta

  • Ach Mensch Uta - wie traurig ist das denn?!

    Du mußt ganz schön einstecken die letzte Zeit! Aber die Stachler sind geschützt "in die ewigen Jagdgründe" gezogen und das ist was wert.


    Lass Dich mal drücken...

  • Liebe Melanie Ida-Igel ,

    danke Dir. 💐 Und jetzt habe ich hier wieder 3 so Sorgenigelchen. Manchmal komme ich mir vor wie ein Sterbehospiz. 😥 Ich möchte lieber geheilte, kräftige Igelchen in die Freiheit entlassen und nicht ständig kleine Gräber ausheben. Manchmal habe ich das so satt. Aber was soll's. Ich hab mich nun mal irgendwie und irgendwann für die Igelhilfe entschieden. Also geht es weiter.

    Heute nachmittag erst mal mit zweien zur TÄ.

    Liebe Grüße,

    Uta

  • Liebe Uta,


    es tut mir so unendlich leid, dass Du grad so viele Igelchen verlierst, trotz aller Mühen und Bangen und vielen gedrückten Daumen und Pfoten.

    Da braucht es viel Kraft, Mut, Durchhaltevermögen, Liebe zu den Sorgenkindern und Zuversicht, um weiterzumachen. Du hast bewiesen, dass Du all diese Eigenschaften besitzt und, unbeirrt aller Widerstände, weitermachst, denn es wird auch wieder Lichtblicke und damit Hoffnung geben. :thumbup: Wie wir alle wissen, zählt jedes einzelne Igelleben.


    Du hast alles gegeben, aber es war für so manches Igelchen, trotz der bestmöglichen Behandlung und Fürsorge, nicht mehr zu schaffen - zu schwer verletzt oder krank ;( Trotzdem waren sie in ihrer letzten Stunde gut behütet und umsorgt. Wo wären sie besser aufgehoben, als bei Dir?


    Danke für Deinen unermüdlichen Einsatz! Schön, dass es Dich gibt! <3 :!:


    Fühl Dich gedrückt von einer traurigen und mitfühlenden


    Christina :knuddel: :kallesmiley:

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