Auswilderung - wann - wo - wie?

    • Offizieller Beitrag

    Igel wachen während des Winterschlafs im Durchschnitt 1 x pro Woche auf, manche Igel schauen vor die Tür, setzen vielleicht Kot und/oder Urin ab, fressen ein paar Happen oder trinken etwas und gehen dann wieder schlafen, wenn sie merken, dass es noch nicht soweit ist. Manche Igel fahren nur ihren Kreislauf hoch, was einige Stunden dauert und verlassen das Winterschlafnest nicht.



    Wenn Igel in menschlicher Obhut überwintern, stellt sich immer wieder die Frage: Wann sind Igel richtig wach?



    Die Antwort ist: Igel zeigen bei steigenden Nachttemperaturen an, dass sie richtig wach sind, wenn sie 3 Nächte hintereinander wach bleiben, ihr Futter auffressen und Wasser getrunken haben. Allerdings sollte auf dem Kalender mindestens schon der Monat März/April stehen, in kälteren Regionen Deutschlands kann der Igel-Winterschlaf schon mal bis Mai dauern.



    Wenn also Igel 3 Nächte hintereinander wach sind, dürfen sie wieder das gewohnte Nassfutter bekommen, und wir machen im Winterschlafhaus ein bißchen Luft bzw. stellen das normale Schlafhaus, das nun wieder täglich zu reinigen ist, auf. Natürlich hat der Igel an Gewicht einiges verloren, so dass wir uns manchmal erschrecken, wie klein er geworden sind. Keine Sorge, das holen Igel schnell wieder auf!


    Werfen Sie mal einen Blick auf die Krallen, in menschlicher Obhut längere Zeit versorgte Igel haben meistens durch das gute Futter und wegen dem glatten Boden sehr lange Krallen. Tipps finden Sie in einem extra Beitrag, wann und wie diese geschnitten werden.



    Es gilt also, unsere Überwinterungsigel wieder auf ihr Einschlafgewicht zu bringen, Idealgewichte sind bei Jungtieren 700-750g, bei Alttieren annähernd 1000g.


    Es gilt, vorausschauend zu planen, wo unser Überwinterungsgast wieder ausgewildert werden soll.



    Der richtige Zeitpunkt dafür ist,


    • wenn der stachelige Untermieter sein Einschlaf- bzw. Idealgewicht erreicht hat und
    • wenn draußen alles ergrünt ist. Igel brauchen Deckung, wenn Hecken und Sträucher noch keine Blätter haben, haben Igel keinen Schutz und kein Dach über dem Kopf, ihr Winterschlafnest draußen ist ja nicht mehr verfügbar
    • wenn die Witterungsverhältnisse nicht extrem sind (also nicht bei angekündigten Frostnächten, Dauerregen oder bei orkanartigen Stürmen.


    Idealerweise werden Igel am Fundort ausgesetzt, wenn dieser denn geeignet ist.


    Geeignete Auswilderungsplätze sind gut durchgrünt, also Haus- oder Kleingärten mit durchlässigen Zäunen, mit Hecken und Sträuchern, Versteckmöglichkeiten, wie Holzschobern, natürlichen oder künstlichen Wasserstellen, Gärten ohne Gifteintrag.


    Wenn Haustiere, wie Hund und Katze den Garten mitbenutzen, die vorübergehende Futterstelle für Igel in einem katzensicheren Futterhaus (mit Labyrintheingang) vorsehen. Nimmt jedoch ein Hund einen Igel ständig ins Maul, ist es besser einen anderen Garten auszuwählen oder den Hund nur mit Maulkorb in den Garten zu lassen.



    Viele Igelpfleger*innen haben den Anspruch, ihrem Igel einen Auswilderungsplatz ohne Straßen in der Nähe zu suchen. Zu bedenken ist allerdings, dass Igel keine Waldbewohner sind, im Wald treffen Igel zudem auch auf ihre natürlichen Feinde, wie Fuchs und Eule. Oft werden Naturschutzgebiete als igelgeeignet angesehen, das ist differenziert zu betrachten! Man sollte wissen oder hinterfragen, ob nicht Greifvögel, Marder, Fuchs & Co. schon dort wohnen. Es gibt Naturschutzgebiete mit weitläufigen Wiesen, aber ohne Sträucher und Hecken.



    Überwinterungsigel waren es gewohnt, täglich ihren Futter und Wasserteller vorgesetzt zu bekommen. Zum Wiedereinstieg in die "Wildnis" wäre zumindestens für die ersten 1-2 Wochen eine Futter- und Wasserstelle eine wirkliche Hilfe für den Igel.



    In Wohngebieten wird eine Futterstelle für Igel oft nicht gern gesehen, eine echte Alternative ist ein völlig unauffälliger Holzkeller für Käfer & Co. nach einer Idee aus der Hortus-Bewegung. Sie finden die Beschreibung und den Aufbau unter dem Button "Tierschutz" unter der Überschirft "Slow-Food-Restaurant für Igel".



    Insofern ist ein eigener Garten als Auswilderungsplatz durchaus zu bevorzugen. Sollte dieser Garten (noch) nicht alle wünschenswerten Bestandteile haben, die ein Igelgarten braucht, dann spricht doch nichts dagegen, das schnell nachzuholen (bitte schauen Sie mal unter dem Button "Tierschutz", dort gibt es einige Vorschläge, wie man schnell eine Schichthecke oder ein Multitierhaus oder eine Kräuterspirale mit integriertem Igelunterschlupf baut.


    Igel, die nicht am Fundort ausgewildert werden, sollte man über ein Freigehege an den neuen Lebensraum gewöhnen. Nach einiger Zeit einfach das Gehege öffnen, Futterstelle noch 1-2 Wochen bestücken und dann erst das Gehege komplett ab- oder zurückbauen.


    Igel, die am Fundort ausgewildert, kennen sich aus! Auch nach einem halben Jahr erinnern sie sich, wo es eine Katzenfutterstelle gibt, wo Durchschlüpfe sind und wo es gute Versteckmöglichkeiten gibt. Einfach still und lautlos den Igel im gewohnten Schlafhaus und in den Abendstunden unter einem Busch oder einer Hecke "verstecken", Futter und Wasser daneben stellen. Manche Igel brauchen einige Zeit, bis sie sich trauen.....manche können es gar nicht abwarten, sie rennen gleich los und sind nur am Speicheln, fallen auf den Rücken und fühlen sich einfach nur wohl. Igel wissen, wo sie hingehören!





    Wenn noch Fragen offen sind, melden Sie sich gerne in diesem Forum. Ihre Fragen sind willkommen.



    Heike Philipps


    http://www.pro-igel.de



    forum.igel-hilfe.org/cms/attachment/1085/

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