Vergesellschaftung von Igeln

    • Offizieller Beitrag

    In Facebook u. anderen Foren ist im Augenblick eine heiße Diskussion entbrannt, ob man kleine Igel aus Gründen von Sozialerziehung zusammen setzen und halten kann.
    Leider kann sich da Jeder zum Experten aufspielen und es wird viel verunsichernder Mist im Netz verbreitet. Bitte Vorsicht und nicht verunsichern lassen.


    Ich praktiziere es so:
    Igelbabys, die die Augen und Ohren noch nicht geöffnet haben, setze ich ruhig zusammen in ein Wärmebettchen, weil ich davon gar nicht so viel habe. Da passiert nichts und ist für mich praktisch
    Spätere größere Jungigel setze ich nie zusammen, die zunächst zusammen gesetzten Babys werden auch spätestens mit 200 g einzeln gehalten, wenn immer möglich.
    1. aus Gründen der Hygiene, man weiß nie, was der Neue für Keime und Erkrankungen mit sich bringt
    2. wenn sie schon Zähne haben, könnte es selbst bei Kleinen schon üble Beißereien geben, nicht erst, wie Frau Neumeier meint, wenn die Hormone verrückt spielen
    Ich habe es in dieser Saison erfahren, daß selbst Wurfgeschwister, die noch mit knapp 300 g zusammen waren , ein Geschwisster so gebissen haben, daß ein Beinchen amputiert werden mußte.


    Hier zur Information die Ausführungen von Frau Neumeier, der wohl anerkanntesten Dame der Igelszene , Buchautorin und langjährige Praktikerin:
    Bis zur Selbstständigkeit (je nach Wurfgröße wiegen die Igel dann zwischen 250 und 400 Gramm) leben die kleinen Igel zusammen, da sie ja noch (mit abnehmender Tendenz, je älter sie werden) bei ihrer Mutter säugen.
    In der Gefangenschaft sollte man einen Wurf also auch gemeinsam halten, u.a. wegen des gegenseitigen Wärmens. Nur wenn der Wurf sehr groß ist und die kleineren (schwächeren) nicht so gut zunehmen, wie die größeren Tiere im Wurf, weil letztere die Kleinen vom Futterteller verdrängen, dann muss man Gruppen bilden, z.B. eine mit den drei leichtesten, eine mit den drei schwersten Igeln.
    In der Natur gibt’s keine Gruppen, da überleben die Stärksten, d.h. die Kleinsten eines Wurfs haben schlechte Überlebenschancen.


    Einzelne Igelbabys kann man mit anderen einzelnen, etwa gleichschweren Tieren zusammensetzen - aber nur, wenn man einigermaßen sicher weiß, dass beide Tiere einigermaßen gesund sind, d.h., dass keine schwerwiegenden Krankheiten übertragen werden können (z.B. bakt. Infektionen).


    Igel vertragen sich zu mehreren solange, bis sich die Hormone melden. In der Natur sind die Igel nie so lange zusammen, dass es da Probleme geben könnte, aber in Gefangenschaft ist Gruppenhaltung natürlich möglich. Eine Bande mehrerer Jungigel verletzt sich nicht gegenseitig (verdrängt allenfalls ein anderes Tier), wenn es um Futter geht. Das ist ein Zustand, der in der Natur gar nicht vorkommt, folglich gibt’s da auch kein instinktives Verhaltensmuster.


    Zu Verletzungen mit Bisswunden kommt es, wenn bei einem gut genährten Igel (meist solche, denen man den Winterschlaf verwehrt) die Testosteron-Produktion ansteigt. In der Natur geht das - langsam - ab Januar los, also während des Winterschlafs. Igel ohne Winterschlaf haben da einen zeitlichen Vorsprung, folglich können Jungigel schon im Januar/Februar "voll im Saft" stehen, und sich dann gegenseitig anfeinden und durchaus verletzen, wenn mehrere zusammen gehalten werden.



    Zu Ihrer Information von Monika Neumeier und Karin Oehl

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